„Ruf’ doch mal beim Müller an. Der erledigt dir das noch in dieser Woche zu einem echt guten Preis.“ Und schon hat der Handwerker einen neuen Kunden gewonnen, alleine durch die Weiterempfehlung eines Bestandskunden. Der Bestandskunde hat gute Erfahrungen mit dem Handwerker gemacht: „Das ist einer, der hält, was er verspricht. Der haut dich garantiert nicht übers Ohr!“ „Na, wenn du das sagst!“ Der Neukunde legt viel Wert auf die Meinung seines Bekannten, denn er vertraut seinem Urteil. Gleich greift er zum Hörer und ruft den Handwerker an. Und alle haben Zeit gespart: Der Neukunde muss nicht lange nach einem geeigneten Handwerker suchen und der Handwerker muss keine Zeit in die Akquise stecken.
All das ist möglich, weil wir Menschen vertrauen. Vertrauen ist die grundlegende Säule in zwischenmenschlichen Beziehungen. In der Führung, in der Zusammenarbeit, im Kundenkontakt. Vertrauen schafft Geschwindigkeit. Wo Vertrauen herrscht, da geht die Arbeit schneller von der Hand, da werden bessere Ergebnisse in kürzerer Zeit erzielt. So wirksam Vertrauen auch ist, so komplex ist auch der Vertrauensaufbau.
Eine Symbiose aus Kompetenz und Verlässlichkeit
Vertrauen besteht aus vier Ebenen: Die Metapher eines Baums gefällt mir hier sehr gut. Die Wurzel des Vertrauens ist die Integrität. Sie werden von anderen als integer wahrgenommen, wenn Sie Ihrem Wort folgen, halten, was Sie versprechen. Der Stamm steht für Ihre Absicht. Welche Versprechen geben Sie? Was möchten Sie bezwecken? Von dem Stamm weg führen die Äste und Blätter: Welche Fähigkeiten bringen Sie mit? Die Früchte sind letztlich Ihre Ergebnisse.
Wichtig ist dabei, dass Sie den kompletten Baum, alle vier Ebenen bedienen, sowohl die soziale als auch ergebnisorientierte Komponente bedenken.
Denn was bringen die besten Fähigkeiten und Ergebnisse, wenn auf einen Mitarbeiter kein Verlass ist? Wenn er an manchen Tagen einfach nicht im Büro erscheint und wichtige Aufgaben gerne mal unter den Tisch fallen lässt. Und umgekehrt: Was bringt es, wenn ein Mitarbeiter unglaublich integer ist, aber am Ende keine Ergebnisse liefert?
Wie sich Vertrauen und Verantwortung gegenseitig befeuern
Dabei ist es nicht nur elementar für die Zusammenarbeit, dass Sie Ihren Mitarbeitern vertrauen – auch umgekehrt spielt Vertrauen eine entscheidende Rolle:
Wenn eine Führungskraft beispielsweise das Timing im Projekt verrissen hat, was nun viel Stress und Mehrarbeit für das ganze Team bedeutet, macht es einen großen Unterschied, wie hoch das Vertrauen der Mitarbeiter in ihren Chef ist. Wie groß die gegenseitige Wertschätzung im Unternehmen ist.
Der Fehler wird viel eher verziehen, wenn das Team weiß, dass der Chef aus der besten Absicht heraus gehandelt hat, dass sie jederzeit auf ihn zählen können. Sie schätzen seine Kompetenz, seine Verlässlichkeit. Resümieren Ihre Learnings und machen weiter.
Anderenfalls ist der Frust groß, die Motivation sinkt, die Spannung steigt. Vielleicht traut sich der Mitarbeiter nicht, seiner Wut Ausdruck zu verleihen, den Fehler des Chefs zu thematisieren. Ein offenes Gespräch findet nicht statt.
Dabei ist es wichtig für unserer aller Weiterentwicklung – ganz gleich, welchen Status Sie im Unternehmen haben – offenes Feedback anzunehmen. Das bedeutet, dass jede Meinung wertgeschätzt wird. Dass jeder sich trauen darf, seine Meinung zu äußern. Das impliziert selbstverständlich auch Wertschätzung durch präzises Loben, das Feiern von Erfolgen und gelungenen Projekten.
So entsteht eine Vertrauenskultur in Ihrem Unternehmen. Eine Atmosphäre, in der nicht nur gegenseitiges Vertrauen, sondern auch ein Vertrauen in sich selbst, in die eigenen Fähigkeiten, herrscht, Zutrauen gegeben wird, wodurch wiederum mehr Eigenverantwortung möglich wird. (Mehr hierzu finden Sie in meinem Blog 2 über meine Prinzipien)
Wen möchten Sie heute wertschätzen? Wen möchten Sie loben? Welchen Erfolg haben Sie heute erzielt?
Torsten Osthus